Bei der Staatsanwaltschaft Bremen wurde bereits 1984 ein Sonderdezernat „Gewalt gegen Frauen“ eingerichtet. In diesem Dezernat wurden zunächst nur Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Männern gegenüber Frauen bearbeitet. Nach und nach wurde die Zuständigkeit auf Gewaltstraftaten im Zusammenhang mit einer Ehe oder Lebensgemeinschaft und seit dem Jahr 2001 auch auf Verfahren im Zusammenhang mit Stalking ausgeweitet. Dabei kommt es für die Zuständigkeit des Sonderdezernates mittlerweile nicht mehr darauf an, welchem Geschlecht die jeweiligen Beschuldigten und Geschädigten angehören.
Kennzeichnend für das Sonderdezernat ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Staatsanwälten, der Polizei und den Opferhilfeeinrichtungen. Die Staatsanwälte kennen die spezifische Täter-Opfer-Konstellation und können etwaige Gefährdungslagen leichter einschätzen. Das Handeln kann daran ausgerichtet werden; Hilfe für die Opfer von Straftaten erfolgt schnell und unbürokratisch. In Gesprächskreisen zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei, Opferhilfeeinrichtungen, Ärzten, Psychologen und Rechtsanwälten werden Erfahrungen ausgetauscht. Außerdem erfolgen regelmäßige fachspezifische Fortbildungen, unter anderem an der Hochschule für öffentliche Verwaltung, deren Ziel es ist, eine stetige Kontrolle und Verbesserung der Fallbearbeitung zu erreichen. Daneben gilt es, auf aktuelle Entwicklungen (neue Gesetzeslage, z.B. § 238 StGB – Nachstellung) kurzfristig reagieren zu können.
Um zeitnah den Schutz der Geschädigten von Stalking-Taten zu verbessern und den Beschuldigten Grenzen setzen zu können, beteiligt sich die Staatsanwaltschaft Bremen zusammen mit der Polizei an dem vom Täter-Opfer-Ausgleich Bremen (TOA) ins Leben gerufenen Stalking-KIT (Krisen-Interventions-Team).
Dieses Projekt wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission - Generaldirektion Justiz, Freiheit und Sicherheit - sowie in enger Abstimmung mit Kooperationspartnern in anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union durchgeführt.
Nähere Einzelheiten zum Stalking-KIT, insbesondere zum in Bremen umgesetzten Konzept der schnellen psychosozialen Betreuung, der entlastenden Gespräche sowie der Vermittlung in weiterführende Angebote, finden Sie hier: Stalking-KIT